Theses

June 2006 - December 2010

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

December 2000 - December 2005

Postdoctoral thesis "Die Ausbildung Europäischer Identität und die Demokratisierung der EU durch nationale Europadiskurse"

 

Die Habilitationsschrift beinhaltet eine vergleichende Untersuchung nationaler Europadiskurse in Deutschland und Frankreich, sowie eine vergleichende Betrachtung der politischen Systeme, der politischen Parteien, und der politischen Kulturen beider Staaten. 

 

Erkenntnisziel ist dabei, empirisch zu untersuchen, welche Bedeutungen nationale Europadiskurse der EU zuschreiben; inwieweit sie dazu beitragen können, europäische Identität zu konstruieren, und welche Rolle dabei die nationalen Kontexte spielen (politische Systeme, politische Parteien, Einstellungen der Bürger, nationale Identitätskonzepte, vorherige Europadiskurse). Zwei Untersuchungsfrage sind leitend: 1. Wie konstruieren nationale Europadiskurse politischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher nationaler Eliten vermittelt über die nationale Qualitätspresse die EU und Europa? 2. Wie werden sie, und damit auch die Ausbildung europäischer Identität, von spezifisch nationalen Kontexten und Bezügen geprägt? 

 

Diese Fragen werden am Beispiel zweier Staaten, Deutschlands und Frankreichs, untersucht. Im ersten Teil werden die Rolle europäischer Identität für die Demokratisierung der EU und verschiedene Theorien zu europäischer Identität diskutiert; darauf aufbauend werden Untersuchungsfrage und Untersuchungsdesign entwickelt. Den Kern der Arbeit bildet dann die vergleichende Untersuchung a) der Diskurse zur Ratifizierung des EU-Verfassungsvertrages, die in beiden Staaten im Frühjahr 2005 stattfand, und b) ihrer jeweiligen nationalen Kontexte, nämlich der politischen Systeme, politischen Parteien, Einstellungen der Bürger, nationalen Identitätskonzepte, und vorherigen Europadiskurse. 

 

Die Diskurse wurden dabei in einem eigenständig entwickelten, vergleichenden diskursanalytischen Design mit klar definierten Standards und nachvollziehbaren Kategorien und Vorgehensweisen sowie unter Nutzung einer Software für Textanalyse untersucht. Hinzu kommt die breit angelegte, vergleichende Untersuchung der Kontexte der Diskurse. Diese wurden unter Nutzung von quantitativen Erhebungen und bestehenden Analysen zu den jeweiligen Bereichen erfasst und synthetisiert. 

 

Zentrale Beiträge der Habilitation zum Forschungsstand sind:

  1. Vergleichende Forschung: Die Ausrichtung der Untersuchung auf den Vergleich von Diskursen, also kulturell bedingter und verankerter Prozesse, erweitert das Feld der vergleichenden Politikwissenschaft. Durch ihre diskursanalytische Anlage erweitert die Untersuchung dabei auch den etablierten Methodenkanon der vergleichenden Politikwissenschaft.
  2. Diskursanalyse: Die vorliegende Untersuchung geht dabei in mehreren Aspekten über die Standards bisheriger Diskursanalysen hinaus. Erstens wird der Kontext der Diskurse gezielt operationalisiert, erhoben und analysiert. Die Arbeit bezieht systematisch ein, wie sich politische Systeme, innenpolitische Konstellationen, strategische Interessen der Akteure, und sozioökonomische Kontexte in den Diskursen auswirken, und welche Bezüge sich zur politischen Kultur und klassischen Motiven nationaler Identitätsmuster zeigen. Zweitens wird, anders als in vorhandenen diskursanalytischen Konzeptionen, die Beziehung zwischen der Makro-Ebene der politischen Institutionen und Diskurse und der Mikro-Ebene des individuellen Kommunikationsverhaltens, der individuellen Einstellungen zur EU, und des individuellen Stimmverhaltens betrachtet. 
  3. Methodenentwicklung: Erstens wurde eigenständig ein operationalisierbares vergleichendes diskursanalytisches Untersuchungsdesign entwickelt. Die Untersuchung nutzt zweitens ein mixed-methods-design, das qualitative und quantitative Auswertungstechniken sowie Mikro-, Meso- und Makroperspektiven integriert, und darauf aufbauend Erklärungsmodelle und Hypothesen entwickelt. 
  4. Vorgehen: Die Untersuchung ist die erste vergleichende diskursanalytische Untersuchung zu den Europadiskursen 2005 um den EU-Verfassungsvertrag in Deutschland und Frankreich. Dabei wurden jeweils vier nationale Qualitätszeitungen untersucht, die jeweils das politische Spektrum von rechtskonservativ bis links außen abdecken. Analysiert wurde dabei ein Sample aus insgesamt 8145 Artikeln. Dieses wurde allein nach dem Kriterium der theoretischen Relevanz gebildet und ausgewertet. Bisherige Arbeiten, die nationale Europadiskurse anhand der Presse untersucht haben, betrachten in der Regel nur eine Tageszeitung, bilden also die Diskurse nicht in der Breite ab; zudem wurde der Einfluss, den der Kontext der Diskurse hatte, bisher nicht systematisch einbezogen. 

Result: Monograph "Demokratisierung der EU durch nationale Europadiskurse? Strukturen und Prozesse europäischer Identitätsbildung im deutsch-französischen Vergleich", Baden-Baden: Nomos, 2014

Dissertation "Bürgerschaft und Demokratie in der EU"

 

Die Leitfrage der Dissertation ist: welche Schlussfolgerungen lassen sich aus der Entwicklung von Bürgerschaft in der EU für die Perspektiven der Demokratisierung der EU ziehen? 

 

Unter Bürgerschaft wird dabei in Anlehnung an klassische Definitionen Marshalls und Tillys die formalisierte wie auch die praktische Beziehung zwischen einer polityund ihren Angehörigen verstanden. Zusätzlich werden jedoch in der Arbeit vier Unterkategorien von Bürgerschaft entwickelt: die Bedingungen, die rechtlichen Folgen im Sinne von Rechten und Pflichten, und die aktive Ausgestaltung der Zugehörigkeit zu einer polity. Für die Analyse von Bürgerschaft in der EU werden zudem zwei weitere heuristische Unterscheidungen definiert: Bürgerschaftspolitik beinhaltet alle Handlungen der Legislativen, Exekutiven und Judikativen einer polity, die Bürgerschaft im oben genannten Sinne prägen und fortentwickeln. Bürgerschaftspraxis beinhaltet die aus der Umsetzung der formalrechtlichen Regelungen zur Bürgerschaft resultierende Praxis. 

 

Ziel der Untersuchung ist, a) anhand einer Betrachtung des Zustandekommens, der Inhalte und der Folgen zentraler Schritte den Entwicklungsprozess der EU-Bürgerschaft zu analysieren und b) diesen mit Blick auf die demokratietheoretische Bewertung der EU historisch vergleichend zu diskutieren. Die Untersuchung konzentriert sich auf wesentliche Qualitätssprünge in der Weiterentwicklung der formalisierten EU-Bürgerschaft: Unionsbürgerschaft, Grundrechtscharta und der Vertrag über eine Verfassung für Europa. Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die Inhalte und die Entstehungs- und Weiterbildungsprozesse der entsprechenden Rechtsakte, sowie die diese bestimmenden Handlungen und Akteure. Ausgehend von der Einführung der Unionsbürgerschaft 1993 wird ein Zeitraum bis zu den Abstimmungen über den EU-Verfassungsvertrag 2005 betrachtet. Das Vorgehen besteht in der Auswertung der entsprechenden EU-Gesetzestexte sowie von Berichten und Mitteilungen von EU-Organen und von politikwissenschaftlichen Analysen, die Inhalte, Zustandekommen und Weiterentwicklung dieser Rechtsakte dokumentieren oder kommentieren. 

 

Das zentrale Untersuchungsergebnis lässt sich in einem Satz zusammenfassen: EU-Bürgerschaft ist abgeleitete, passive, sektorale Mehrebenen-Rechtsbürgerschaft ohne eigene Disziplinarmechanismen. Dieses Ergebnis bedeutet – wie ein historischer Vergleich unterstreicht – dass die Entwicklung der EU-Bürgerschaft mit Blick auf die Perspektiven der Demokratie in der EU ambivalent zu bewerten ist.

 

Result: Monograph "Bürgerschaft und Demokratie in der EU", Münster: LIT, 2007